Der Herbst ist endlich da und ich bekomme in der letzten Zeit immer wieder Früchte von Freunden und Nachbarn geschenkt, die einfach zu viel in ihrem Garten zu ernten haben. Sie sind froh, wenn ich ihnen einiges abnehme und ich freue mich sehr über das leckere Obst – ganz besonders weil ich weiß, dass es keine halbe Weltreise bis zu mir machen musste und damit ein wirklich regionales und saisonales Produkt ist. Doch was mache ich mit all dem Obst? Diese Frage bekam ich auf Instagram häufiger und nach meinem Brombeer Sirup Post stellte ich verblüfft fest, dass euch das Thema Einkochen und Einmachen sehr interessiert. Doch warum soll man Mirabellen für Kuchen einkochen, bzw. warum überhaupt Obst zum Backen einkochen?!
Doch bevor ich jetzt loslege möchte ich, dass ihr euch beim Lesen im Hinterkopf behaltet, dass dies lediglich meine Meinung ist. Auf verschiedensten Plattformen musste ich schon Diskussionen zu den Themen “Bewusst und Nachhaltig” lesen. Ich bin kein überzeugter Bio-Öko-oder-als-was-dort-manche-betitelt-wurden. Ich beschäftige mich mit den Lebensmitteln die ich verwende und kaufe lieber regionale Produkte, ehe ich zu importierten Bio-Produkten aus dem Ausland greife. Die Diskussionen zu verfolgen fand ich spannend und habe mich mit dem Thema “Welche Verantwortung tragen wir Foodblogger” beschäftigt. Wir setzen Trends um, kreieren neue und es scheint, als würden wir immer die passenden Lebensmittel direkt parat haben. Was signalisieren wir unseren Lesern damit? Wir sind eine Konsumgesellschaft, wir machen uns zu wenig Gedanken darüber wo alles herkommt. Viel zu verlockend ist das Angebot in den Supermärkten, auf den Bildern in Zeitschriften und auf Blogs sieht alles perfekt aus, klingt gesund und so lange es gesund ist scheint das Gewissen schnell beruhigt zu sein. Länder in denen beispielsweise Avocados oder Mais das Grundnahrungsmittel der Armen waren, leiden unter unseren Food-Trends. Die Armen können sich ihre eigenen Nahrungsmittel nicht mehr leisten, da sie für uns exportiert werden und wir mit unserer starken Nachfrage für explodierende Preise sorgen. Das sind Dinge die sollten uns zu denken geben. Nun die Frage: was kann ich tun und wie kann ich bewusster einkaufen? Oder in meinem Fall: wie kann ich für meinen Blog abwechslungsreichen Content ohne Importprodukte erstellen?
Ich liebe es zu backen, egal zu welcher Jahreszeit und auch wenn es mit den kälteren Tagen wieder schnell in Richtung Adventsbäckerei und Plätzchen geht bin ich als Foodblogger doch auf Obst im Winter angewiesen. Natürlich könnte ich ganz bequem Ende November oder vielleicht eher im verschneiten Januar in den Supermarkt gehen und dort Pflaumen aus Asien, Mirabellen aus Afrika und Heidelbeeren aus Peru kaufen. Aber möchte ich das? Das Obst (und auch Gemüse) von dort hat kaum weniger Vitamine wie mein eingekochtes Obst, da es nicht vollständig reifen durfte und wegen der weiten Transportwege früher geerntet werden muss. Vom CO2 Ausstoß für diese Produkte möchte ich gar nicht erst anfangen. Auch ich kaufe im Winter mal Heidelbeeren aus Peru, aber diese eine Packung bleibt dann auch meist die Ausnahme. Ich finde, dass auch Foodblogger eine gewisse Verantwortung haben. Wir arbeiten zwar immer vor und so ist es keine Seltenheit, dass in der Weihnachtszeit viele Blogger bereits Beiträge für das Frühjahr und Ostern vorbereiten, aber muss es immer die ganze, die frische Frucht als Tortendeko sein? Müssen die Törtchen, so toll es auch aussieht, im Winter immer voll beladen mit Beeren sein? Wir Foodblogger haben doch noch viel mehr auf Lager! Reichen nicht ein paar Zuckerperlen, schön aufgespritzte Buttercreme und das Obst einfach als Füllung?
Im Grunde bleibt es jedem selbst überlassen wie er das handhabt. Ich sehe mich als Foodblogger in der Verantwortung als Beispiel voran zu gehen. Ich möchte nicht nur meinen alltäglichen Lebensmittelkonsum noch bewusster umstellen, sondern auch den für meinen Blog. Da dieses Thema bei einigen von euch auf großes Interesse stößt, werdet ihr jetzt immer mal wieder einen kurzen Beitrag zu meinen Wintervorräten und Rezeptideen für die Verwertung bekommen. Ich hoffe, dass ich nach und nach leckere Rezepte für Torten, Tartes, Cupcakes und vieles mehr mit selbst eingekochtem Obst, aber in der Qualität die ihr von mir gewohnt seid, auf den Blog stellen kann.
Mirabellen als Mus einkochen
500 g Mirabellen | 150 g Zucker | 5 g Zitronensäure | Einkochgläser
Die Mirabellen waschen und entsteinen. Mirabellen und Zucker in einen Topf geben und bei mittlerer Hitze sehr weich garen. Wenn sich das Fruchtfleisch von der Schale löst alles mit einem Pürierstab fein pürieren. Die Zitronensäure ins Mirabellenmus einrühren und einmal aufkochen.
Die Einkochgläser mit kochendem Wasser sterilisieren (ich mache das mit Wasser aus dem Wasserkocher) und das heiße Mus in die noch heißen, sterilisierten Gläser füllen. Beachtet je nach Glasart die Einfüllhöhe. Die Gläser direkt nach dem Befüllen verschließen.
Ihr könnt die Gläser jetzt entweder so bei Zimmertemperatur abkühlen lassen (das nennt man dann “einmachen”) oder sie bei 90° C für 30 Minuten in einem Topf einkochen. Das Mirabellenmus ist ca. 3-4 Monate haltbar. Das Einkochen verlängert die Haltbarkeit noch einmal um einige Wochen. Achtet aber bitte unbedingt darauf, dass eure Gläser auch wirklich zum Einkochen/Einmachen geeignet sind.
Diese leckere Mirabellen Baiser Tarte entstand aus den Resten des Mirabellenmus. Ich hatte keine Gläser mehr und wegwerfen möchte ich nichts. So habe ich immerhin schon direkt ein passendes Rezept für Eingekochtes parat und die Mirabellen lassen sich bei der Tarte auch super durch säuerliches Apfel- oder Birnenmus ersetzen.
Es lassen sich nicht nur Mirabellen für Kuchen einkochen, im Grunde könnt ihr alle Obstsorten auf diese Weise haltbar machen. In meinem Keller lagern bereits einige Gläser Pflaumen-, Apfel- und Birnenmus, außerdem ein paar Flaschen Himbeer-, Brombeer- und Heidelbeer-Sirup. Es sind keine riesigen Mengen, aber es reicht für mich. Hier ein paar Ideen, was ich daraus mache:
Sirup/100 % Fruchtsäfte: Getränke, als Saucen zu Salat oder Fleischgerichten, angedickt super für Buttercreme-Torten, Desserts und Mousse
Obstmus/-kompott: ideale Füllung für Kuchen, Torten, Cupcakes uvm., leicht angedickt für fruchtige Buttercreme, Tartes, Tartelettes, als Komponente im Eis oder einfach pur zu Milchreis, Grießbrei etc.
Und das sind nur ein paar der Dinge die ich selbst schon ausprobiert habe. Ich werde einige reproduzieren und für euch dann hier auf den Blog stellen.
Da dieses Thema bereits auf anderen Plattformen für einige Diskussionen gesorgt hat, deaktiviere ich unter diesem Beitrag die Kommentare. Niemand muss sich bei mir für seine Art einzukaufen rechtfertigen oder soll sich angegriffen fühlen. Ich habe mir selbst viele Gedanken über mein eigenes Einkaufsverhalten gemacht und werde daran etwas ändern. Ich möchte einen kleinen Denkanstoß geben und euch mit meinen “Winterrezepten” und gelegentlichen Einkochtipps ermuntern bewusster einzukaufen und zu bevorraten. So spart ihr auch Geld, denn die importierten, nicht saisonalen Früchte kosten einiges mehr als das saisonale Obst. Außerdem braucht ihr für Eingekochtes keine Tiefkühltruhe, Strom kostet schließlich auch Geld und es entsteht weniger Plastikmüll, denn die Gläser sind wiederverwendbar.
Noch ein kleiner Tipp zum Schluss: fragt bei Nachbarn mit Obstbäumen oder wenn ihr an Gärten vorbeikommt wo die Äpfel alle auf dem Boden liegen. Ich habe alle Früchte die ich dieses Jahr eingekocht habe geschenkt bekommen (wieder Geld gespart!) und besonders alte Menschen sind froh, wenn ihr für sie ein bisschen Obst pflückt und überlassen euch dafür liebend gerne eine Menge der Ernte, da sonst alles verfaulen würde und dann niemand etwas davon hätte.
Bei Fragen zu diesem Thema dürft ihr mir gerne eine Mail schicken. Falls euch das Thema nicht interessiert könnt ihr ja einfach weiterklicken und in meinen anderen süßen und herzhaften Rezepten stöbern.